Jahr und Tag: Beck, Bothmer, Majer, Schimmel

Artikel vom 8. Februar 2013 zuletzt aktualisiert am 29. Januar 2018

„Die Jahre eilen pfeilgeschwind“. Das wussten Schiller – und sicher Viele vor und nach ihm. Heute glaubt man darüber hinaus, die Zeitläufte beschleunigten sich. Halt bieten und gebieten dagegen Jahrestage; davon wird hier berichtet.

Die Reihenfolge? Schlicht alphabetisch, was den Berichterstatter der Überlegung enthebt, welche Sortierung sonst angemessen sein könnte. Gemeinsamkeiten? Einige. Nicht zuletzt sind alle Namen eng mit unserer Gesellschaft verbunden, und Querverbindungen gibt es auch.

Doch für den Berichterstatter gilt allein, dass ihm alle Namen liebenswert sind und viele gute Gedanken aufrufen.

Verlag C. H. Beck OHG, München

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Fünf Meditationen über die Schönheit

Der Verlag wird heuer den 250. Jahrestag seines Bestehens feiern. Seit Anfang dieses Jahres tragen manche Bücher (1) aus dem Hause unseres Mitglieds ein Logo, das auf die Vollendung eines Vierteljahrtausends Verlagsgeschichte hinweist. Zu sagen, C. H. Beck werde 250 Jahre alt, kommt einem angesichts dieser vielseitig aktiven Institution jedoch nicht in den Sinn.

„Die C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck in München nimmt ihren Ausgang aus der am 9. September 1763 in Nördlingen begründeten C. H. Beckschen Buchhandlung, von der sie sich am 1. September 1889 abzweigte“. So beginnt Oscar Beck, Wolfgang Becks Großvater, das Vorwort zum Verlagskatalog (2) des Hauses Beck für den Jahrestag 1913.

Und darin wird natürlich mit stolzem Portrait ausführlich über den Urahnen Carl Gottlob Beck (1733-1802) berichtet, der in Wittenberg die Buchdruckerkunst erlernt hatte und in Nördlingen eben an jenem Tag eine dort schon länger bestehende Druckerei erwarb, worin sich bald auch eine Verlagsbuchhandlung befand. Die C. H. Beck’sche Buchdruckerei befindet sich noch heute in Nördlingen (3).

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Verlagskatalog

In der Einführung zur Festschrift zum Zweihundertjährigen Bestehen des Verlages C. H. Beck 1763-1963 (4) weist Heinrich Beck, der Vater von Wolfgang und Hans Dieter Beck – den beiden heute persönlich haftenden Gesellschaftern des Verlages – auf den Verlust sämtlicher Archivalien des Hauses im Zweiten Weltkrieg hin. Was Oscar Beck 1913 schrieb, bleibt also die wesentliche Basis für die frühe Geschichte.

Die Brüder Beck teilen sich die beiden großen Abteilungen des Verlages: Hans Dieter (80) ist zuständig für den gewaltigen Umfang juristischer und wirtschaftswissenschaftlicher Themen (etwa ¾ der Buchproduktion), während Wolfgang für den geisteswissenschaftlich-schöngeistigen Bereich zuständig ist.

Beck'sche Verlagssignets von 1776 bis 1963
Beck’sche Verlagssignets von 1776 bis 1963

Über Wolfgang Beck, dem unsere Gesellschaft viel verdankt, schrieb die Süddeutsche Zeitung anlässlich seines 70. Geburtstages im September 2011, „der Verlag  ist erst spät, erst in den achtziger Jahren, zu dem universalen Denkhaus (geworden), das es heute ist: Damals wurde unter der Leitung von Wolfgang Beck ein Programm für Zeitgeschichte entwickelt. Und längst sind viele Bücher, die jüdischen und islamischen Themen gewidmet sind, eine Tradition des Hauses bilden“. Wir wissen wovon die Rede ist.

Die Geschichte des Hauses wurde seit Erscheinen des Verlagskatalogs 1913 immer weiter fortgeschrieben, und zum großen Jubiläum im Herbst wird – wie aus dem Verlag zu erfahren war – eine zweibändige Verlagsgeschichte erscheinen. Die seit 1938 gepflegte Tradition des Almanachs mit dem vielsagenden Titel Der Aquädukt, in dem seit 1938 alle 25 Jahre zu den Jahrestagen wichtige Autoren des Hauses in Erstveröffentlichungen zu Wort kamen, wird dagegen nicht fortgesetzt.

Carl Gottlob Beck, Nördlingen: links 1783, rechts 1785
Carl Gottlob Beck, Nördlingen: links 1783, rechts 1785
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Der Äquadukt

Wir freuen uns mit Wolfgang Beck auf das Jubiläum und wünschen der ganzen großen Beckfamilie von Herzen weiterhin viel Glück und Erfolg.

Früh im Jubiläumsjahr erschien eine kleine Chronik des Verlags C.H.Beck 1763-2013, in der fast für jedes Jahr der langen Verlagsgeschichte in Wort und Bild die wichtigsten Ereignisse beschrieben sind; Schwerpunkt ist die neuere Chronik des geisteswissenschaftlichen und schöngeistigen Verlagsprogramms. Inzwischen sind auch die beiden hochkarätigen Festschriften erschienen.

(1) François Cheng, Fünf Meditationen über die Schönheit, Beck’sche Reihe 6078, München 2013, ISBN 978-3-406-64526. Cheng, geb. 1929 in China, lebt seit 1948 in Frankreich, Philosoph, Schriftsteller, Kalligraph.

(2) Verlagskatalog der C.H.Beck’schen Verlagsbuchhandlung Oskar Beck in München 1763-1913. Mit geschichtlicher Einleitung.

Die 128seitige Verlagschronik steht unter www.chbeck.de als pdf zum Download bereit.
Die 128seitige Verlagschronik steht unter www.chbeck.de als pdf zum Download bereit.
Die Festschriften 2013: Im Vordergrund 861 Seiten, ca. 50 s/w Abbildungen; im Hintergrund "250 Jahre rechtswissenschaftlicher Verlag C.H.Beck. 1763-2013" 591 Seiten, ca. 50 s/w Abbildungen; beide in Leinen zu je 38 €
Die Festschriften 2013: Im Vordergrund 861 Seiten, ca. 50 s/w Abbildungen; im Hintergrund „250 Jahre rechtswissenschaftlicher Verlag C.H.Beck. 1763-2013“ 591 Seiten, ca. 50 s/w Abbildungen; beide in Leinen zu je 38 €

Herausgegeben zur Feier des hunderfünfzigjährigen Bestehens der Firma. Vorwort von Dr. phil. h.c. Oskar Beck, 379 S., Abbildung des Stammhauses auf Tafel, zahlreichen Bildtafeln von Mitgliedern der Familie Beck und 56 Bildnisse von Autoren sowie zwei ausfaltbaren Faksimiles von Briefen K.G.Becks an den Magistrat der Stadt Nördlingen.

(3) siehe dazu Die C.H.Beck’sche Buchdruckerei Nördlingen in den Jahren 1945 bis 1979. Mit einem Anhang über die 182 Jahre vorher. München 1980, 197 S., 82 Abb., ausfaltbarer Stammbaum der Familie Beck, ISBN 3-406-07886-9.

(4) Festschrift zum Zweihundertjährigen Bestehen des Verlags C. H. Beck 1763-1963, Verlag C.H.Beck München 1963, ISBN 978-3-406-01027-9

Dr. Hans-Caspar Graf von Bothmer, Saarbrücken

Graf Bothmer (m) inmitten seiner Freunde (re Puin)
Graf Bothmer inmitten seiner Freunde, rechts außen Gerd Puin

Der Kunsthistoriker Graf von Bothmer feierte im November vergangenen Jahres seinen 70. Geburtstag. Geboren wurde er am 16. November 1942 in Kiel. Seine Studien: Kunstgeschichte, Klassische und Christliche Archäologie, Islamkunde und Semitistik an der LMU München, in Freiburg/Breisgau sowie an der School of Oriental and African Studies (SOAS) in London. Im Laufe seines beruflichen Werdegangs als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Kunstgeschichte München, des DAI Istanbul, als Teilnehmer an Grabungen in Ostanatolien, Dozent an der Universität Heidelberg und vor allem als Kustos des Bildarchivs zur Buchmalerei an der Universität des Saarlandes fächert sich sein kunstgeschichtliches Wissen immer weiter auf.

In dem vor kurzem erschienenen Band Zwischen Sanaa und Saarbrücken. Hans-Caspar Graf von Bothmer zum 70. Geburtstag, den man durchaus eine Festschrift nennen könnte, erzählt sein Freund Gerd Puin von der speziellen Liebe des Jubilars zur arabischen Kalligraphie und islamischen Ornamentik, die ihn für zehn Jahre an den Fundort (1972) der legendären 40 000 Koranfragmente aus der alten Moschee in Sanaa trieb. Dort betreute er das 1980 zwischen der Arabischen Republik Yemen und dem Auswärtigen Amt vereinbarte Projekt zur Restaurierung und Katalogisierung der Fragmente: Eine für die Wissenschaft wohl nie wiederkehrende Gelegenheit, so viele der ältesten bekannten Fragmente des Heiligen Buches sichten und bearbeiten zu können.

Koranseite mit ganzseitigem Bild einer Hofmoschee, aus einem umayyadischen Prachtkoran (wohl Anfang 8. Jh.), Sanaa, Haus der Handschriften
Koranseite mit ganzseitigem Bild einer Hofmoschee, aus einem umayyadischen Prachtkoran (wohl 710 A.D.), Sanaa, Haus der Handschriften

Graf Bothmer hat diese Gelegenheit wahrgenommen und die kunsthistorischen Aspekte des Materials in einer Reihe von Beiträgen veröffentlicht. In München hielt er im Juli 1992 für unsere Gesellschaft einen Vortrag zu diesem Themenkreis. Am „Schmuckworkshop“ im März 2001 beteiligte er sich mit einem Vortrag über jemenitische Dolchscheiden – einem Teil seines damals noch neuen Sach- und Sammelgebietes, das aus dem Aufenthalt im Yemen erwachsen war. Seine außerordentlich genaue Arbeitsweise hatte er bereits in seiner Dissertation von 1971 bewiesen: Die Illustrationen des ‚Münchener Gazwini‘ von 1280 <cod.Monac.arab.464>. Ein Beitrag zur Kenntnis eines Stils. Die Arbeit wurde ohne Abbildungen veröffentlicht. Hatte man jedoch Gelegenheit, später die separat vorhandenen s/w Photographien betrachten zu können, erschienen sämtliche Miniaturen augenblicklich vertraut.

Wie viele Abhandlungen in der Kunstgeschichte gibt es, die selbst mit Illustrationen kein zutreffendes Bild der behandelten Kunstwerke vermitteln! Angemerkt sei noch, dass diese Dissertation nur eine Arbeit in einer ganzen Reihe seiner Beiträge zu den islamischen Handschriften in der Bayerischen Staatsbibliothek ist.

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Zwischen Sanaa und Saarbrücken

Der von seinen Freunden (Andreas Merl, Gerd-R. Puin, Oliver Siebisch) für den Jubilar zusammengestellte Band  enthält neben Grußworten, einem Schrifttumsverzeichnis und einem Künstlerblatt – Graf Bothmer ist nicht zuletzt ein Freund der zeitgenössischen Kunst – neun illustrierte Beiträge zu Themen orientalischer Kunst und Kultur sowie zu alter und neuer westlicher Kunst.

Dafür, dass die arabische Kalligraphie nicht zu kurz kommt, sorgte Gerd Puin mit dem umfangreichsten Beitrag der Festgabe: Ästhetik und Gelehrsamkeit in zwei eigentümlichen jemenitischen Büchern: Ein Koran und ein gewebter Text.

Übrigens: Man kann zwar anhand der Tabula Gratulatoria den akademischen Grad und den Wohnort der Autoren identifizieren, mehr erfährt man jedoch über sie nicht; man kennt sich wohl auch so …

Die dem Berichterstatter vorliegende gebundene Ausgabe mit 254 Seiten und 33 überwiegend s/w Abbildungen, wird im Impressum des Universitätsverlages des Saarlandes als „Limitierte, nicht für den Verkauf bestimmte Sonderausgabe“ bezeichnet. Das Buch ist jedoch kostenlos online zugänglich: URN urn:nbn:de:bsz:291-universaar-924. ISBN der Online-Ausgabe 978-3-86223-031-0

Professor Dr. Hans Georg Majer, München

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Sehrayin. Die Welt der Osmanen, die Osmanen in der Welt, Begegnungen und Abgrenzungen. Festschrift für Hans Georg Majer

Festschriften teilen anscheinend im besonderen Maße das Schicksal von Büchern, die nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt fertig werden; so auch im Falle der nunmehr zweiten Festschrift für Prof. Majer, der am 12. Juli 2012 seinen 75. Geburtstag feierte, sein Buch (1) jedoch erst am 1. Dezember des Jahres während einer Feierstunde in der LMU vom Herausgeber Yavuz Köse empfing.

Eine fast schon „orientalische“ Geschichte hatte zuvor die Festschrift zum 60. Geburtstag des Jubilars. Er empfing zwar zum richtigen Zeitpunkt im Sommer 1997 in München ein gebundenes Exemplar, „heraus gegeben“ (von Sabine Prätor und Christoph K. Neumann) wurde das Buch jedoch erst fünf Jahre später in Istanbul – und kam so (auch) zum fünfundsechzigsten Geburtstag gerade recht in die Welt, und dann sogar in zwei Bänden (2).

Nun weiß jeder, der zehn, zwanzig oder noch mehr Autoren „unter einen Hut bringen“ muss, wie viel dabei schief gehen kann; die erste Festschrift für Prof. Majer hatte immerhin 40 Beiträge, die nun überreichte immer noch 29, da konnte der Jubilar schon beide Augen zudrücken.

Auch wenn 69 Texte (einige Autoren griffen zweimal zur Feder) in keinem Verhältnis zu der großen Zahl von Majers Schüler stehen, kann man daran doch die enorme Stofffülle ermessen, die er als Gelehrter und Lehrer be- und verarbeitet hat; greift doch jeder Autor zumindest nach einem Zipfel des Majer’schen Wissensuniversums. Verwunderlich erscheint allerdings, dass keiner der Autoren sich einem – man könnte fast sagen – Herzensanliegen des Jubilars gewidmet hat: dem Sultansportrait. Oder hat Hans Georg Majer dazu bereits alles gesagt, etwa auf dem von ihm maßgeblich organisierten Internationalen Kongress – begleitet von einer Ausstellung im Topkapι Saray – „The Sultans Portrait. Picturing the House of Osman“ (3)?

Wie dem auch sei: Das Motto der letzten Festschrift „Sehrayin“, was nach Köse soviel heißt wie „Festliche Illumination“, gilt für alle.

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Festschrift Hans Georg Majer
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Festschrift Hans Georg Majer

Wie trug Professor Majer sein Wissen zusammen?

Studium der Geschichte und Kultur des Nahen Orients sowie Turkologie, Mittlere, Neuere Geschichte und Ägyptologie an der Universität München; Promotion 1969, Forschungsaufenthalte in Archiven und Bibliotheken von Istanbul, Dubrovnik, Zadar, Sarajevo, Mostar, Venedig, Wien und London. Habilitation in München 1979, Privatdozent in München 1979-1981, Professor für Geschichte und Kultur des Nahen Orients sowie Turkologie an der LMU 1981-2002, Berufung zum Mitglied der Akademia Europea 1993, Korrespondierendes Mitglied der Türk Tarih Kurumu 1988, Mitglied der Interdisziplinären Südosteuropa-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen seit 1986 sowie Präsidiumsmitglied und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Südosteuropa-Gesellschaft. Nach seiner Emeritierung initiierte des Münchner Zentrum für Islamstudien (MZIS), eine in Deutschland einmalige Bündelung der Islamkompetenz innerhalb und außerhalb der Universität in München.

Dass dies alles zu unzähligen Veröffentlichungen führen musste, bedarf keiner besonderen Darstellung. Majer hat uns immer wieder sein Wissen in beispielhaften Vorträgen vermittelt. Mehrere Jahre war er im Vorstand der Gesellschaft und dort 2002 der maßgeblichen „Ideengeber“ für das Konzept der Allianz Gastprofessur. Er ist nun Mitglied unseres Kuratoriums und vor allem ist er eines unserer hoch geschätzten Ehrenmitglieder.

Übrigens: Im sechsten Jahrbuch der Gesellschaft – EOTHEN VI, erschienen Ende 2014 – finden Sie auf den Seiten 99-105 den Festvortrag, den Klaus Kreiser am 1. Dezember 2012 anläßlich der Überreichung der Festschrift „Sehrayin“ in der LMU München gehalten hat.

(1)  Yavuz Köse (Hrsg.) unter Mitarbeit von Tobias Völker Sehrayin. Die Welt der Osmanen, die Osmanen in der Welt, Begegnungen und Abgrenzungen. Festschrift für Hans Georg Majer, Wiesbaden Harrassowitz 2012, 518 S. einige s/w Abb. und Tabellen, ISBN 978-3-447-06739-3.

(2) Sabine Prätor & Christoph K. Neumann Frauen, Bilder und Gelehrte. Studien zu Gesellschaft und Künsten im Osmanischen Reich. Festschrift Hans Georg Majer, Istanbul simurg 2002, 752 S. in 2 Bänden, einige s/w und farb. Abb., ISBN 975-7172-63-4.

(3) Daten aus OPAC Bayerische StaatsbibliothekThe sultan’s portrait. Picturing the House of Osman; Exhibition held at the Topkapı Palace Museum in Istanbul between June 6 and September 6, 2000;  Organisation Committee Filiz Çağman, Restoration and exhibition design Ayse Orbay, İstanbul İşbank 2000, 576 S., zahlr. Abb. Türkiye İş Bankası Cultural Publications. Includes bibliographical references (p. 556-570) and index. The serial portraits of Ottoman sultans in comparative perspective / Gülru Necipoğlu. — Opening gambits / Julien Raby. — The age of magnificence / Jürg Meyer zur Capellen & Serpil Bağcı. — From Europe to Istanbul / Julian Raby. — Portrait series of Nakkas Osman / Filiz Çagman. — From Adam to Mehmed III : Silsilenâme / Serpil Bağcı. — A period of transition : portraits of Selim II / Gülru Necipoglu. — The zenith of royal portraiture : Murad III / Filiz Çağman. — The spread and liberation of the royal image : Mehmed III / Serpil Bağcı. — Portraits in a new context / Banu Mahir. — New approaches in portraiture / Hans Georg Majer. — Innovation and change / Gül Irepoğlu. — Portraits : the last century / Günsel Renda.

Prof. Dr. Dr. Dr.h.c. Annemarie Schimmel

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Ihr und unser Münchner Freund Professor Karl Schlamminger gestaltete diese Kalligraphie

Sie starb am 26. Januar 2003. Der zehnte Jahrestag des Todes unseres Ehrenmitglieds lässt unzählige Erinnerungen an die große alte Dame der Orientalistik aufleuchten: Etwa an ihre Vorträge in München, die festliche Verleihung der Ehrenmitgliedschaft unserer Gesellschaft oder an eine Lesung im privaten Kreis aus ihren mit 24 Jahren geschriebenen Ghaselen (1). Wir erlebten sie immer offen, freundlich, voller Humor und mit ihrer unverwechselbaren Begabung, ihren stets makellosen Vortrag – so schien es – quasi von einem inneren Tableau abzulesen.

Wir verabschiedeten uns von ihr in einer feierlichen Benefizveranstaltung am 26. Februar 2004 in der Großen Aula der LMU unter dem Motto Gedichte des Orients – Musik des Abendlandes. Wolf Euba – er starb am 24. Januar 2013 – las aus Werken von Dschelaladdin Rumi und Muhammad Iqbal in der Übersetzung von Frau Schimmel sowie aus ihrem Born selbstverfasster Limericks – was ganz sicher vollkommen in ihrem Sinne war. Haleh Alp, in Teheran geboren, spielte als Freundin Annemarie Schimmels Lieblingsmelodien von Frédéric Chopin.

Ihr und unser Münchner Freund Professor Karl Schlamminger gestaltete die Kalligraphie, in der ihr Name um ein Zentrum kreisend in unendlicher Bewegung vielfach wiederkehrt, gleichsam eine Metapher für die Tatsache, dass Ihr Geist und ihr Werk uns ständig begleiten.

Ein äußerliches Signal dafür ist der von unserer Gesellschaft verliehene Annemarie Schimmel-Preis für junge Wissenschaftler, der nun bald zum vierten Mal vergeben wird.

schimmel biographie
Morgenland und Abendland. Mein west-östliches Leben

Im Verlag C. H. Beck war Annemarie Schimmel ganz besonders „zu Hause“; in seinem Programm gibt es z. Zt. zwölf lieferbare Titel. Kurz vor ihrem Tode erschien dort ihre Autobiographie Morgenland und Abendland. Mein west-östliches Leben (2), die in vierter Auflage vorliegt.

Ein guter Freund aus ihrer Bonner Zeit, Professor Stephan Wild hat ihr nun auf der Internetseite von qantara.de zum zehnten Todestag eine ebenso offene wie von Herzen kommende Würdigung dargebracht; schöner lässt sich unser aller Erinnerung an sie nicht darstellen. Sie finden diesen Text und interessante Photos hier.

Dass Annemarie Schimmel neben unzähligen Ehrungen im In- und Ausland auch zwei wichtige Festschriften erhielt, sei in diesem Zusammenhang ebenfalls erwähnt.

Die erste Festschrift Gott ist schön und Er liebt die Schönheit (3) leitete Johann Christoph Bürgel mit einer Laudatio anlässlich der Feier zu ihrem 70. Geburtstag am 12. Mai 1992 in Bonn ein und fügte zwei Huldigungsgedichte an.

Die zweite erschien ebenfalls 1994 Festschrift Annemarie Schimmel. Essays presented to Annemarie Schimmel on the occasion of her retirement from Harvard University by her Colleagues, Students and Friends (4)Annemarie Schimmel hatte Harvard allerdings bereits im Frühjahr 1992 verlassen.

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Gott ist schön
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Journal of Turkish Studies
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Bibliography Annemarie Schimmel

 

Wer einen wohl vollständigen Überblick über ihre Schriften gewinnen möchte, sei auf die von der Iqbal Academy Pakistan herausgegebenen und 2004 in dritter Auflage erschienenen Bibliographie (5) hingewiesen; sie erschien zuerst 1998.

(1) Annemarie Schimmel Lied der Rohrflöte. Ghaselen, Hameln Verlag der Bücherstube Fritz Seifert 1948, 72 S.

(2) Annemarie Schimmel Morgenland und Abendland. Mein west-östliches Leben, München C. H. Beck 2002, 352 S., 3 Abb. im Text und 29 s/w Abb. auf Tafeln, ISBN 3-406-49564-8.

(3) Alma Giese und J. Christoph Bürgel (Hrsg.) Gott ist schön und Er liebt die Schönheit. Festschrift für Annemarie Schimmel zum 7. April 1992 dargebracht von Schülern, Freunden und Kollegen, Bern Peter Lang AG 1994, 474 S., ISBN 3-906750-90-6.

(4) Marie Eva Subtelny & Carolyn I. Cross (Hrsg.) Festschrift Annemarie Schimmel. Essays presented to Annemarie Schimmel on the occasion of her retirement from Harvard University by her Colleagues, Students and Friends, Cambridge, Mass. Department of Near Eastern Languages and Civilizations, Harvard University 1994, XXI 334 S., 1 Portrait. Journal of Turkish Studies 18 (1994).

(5) Muhammad Suheyl Umar (Hrsg.) Bibliography of the works of the Scholar-Hermit Prof. Dr. Annemarie Schimmel. From 1943 Through 2003. Mit einem Vortrag von M. Ikram Chaghatai Prof. Annemarie Schimmel. The Scholar and the Saint anläßlich der Überreichung des Internationalen Iqbal Preises in Lahore am 12.2.1998 an A.S., Lahore Iqbal Academy Pakistan 2004 (3. Aufl.), 103 S., ISBN 969-416-264-5.

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Passen zu all‘ dem Schönen, das uns die Kunst bereitet, diese Zeilen aus dem Cherubinischen Wandersmann von Angelus Silesius, zitiert nach dem Eingangs erwähnten Buch von François Cheng

Die Ros ist ohn warum; sie blühet, weil sie blühet,
Sie acht nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet.