Studien im Iran

Artikel vom 10. Februar 2017 zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2019

Dieser Text über einen achtwöchigen Aufenthalt im Iran ab Ende August 2016, kann nur einen kleinen Einblick in die Fülle der Kunst und Kultur und die Tradition und Geschichte des Landes vermitteln. Obwohl meine Reise relativ kurz war, brachte ich doch viele unvergesslichen Eindrücke aus dem ca. 1,6 Mio. km² großen Land (ca. 72 Mio. Einwohner) mit nach Hause.
Iran grenzt im Norden an das kaspische Meer, im Süden an den persischen Golf, hat im Westen die Türkei und den Irak, im Osten Pakistan, Afghanistan und Turkmenistan, im Norden Aserbaidschan und Armenien als Nachbarn. Das Klima ist überwiegend kontinental und eher trocken, wenn man von den Randgebieten im Süden und Norden absieht. Die offizielle Landessprache ist Persisch, daneben werden aber auch Turksprachen, Kurdisch, Arabisch, Belutschisch gesprochen. Die Landeswährung ist der iranische Rial, der bald von Tuman abgelöst wird.

Begonnen hat meine Reise eigentllich schon mit der Bewerbung bei der Sprachschule, dem Dehkhoda Institut für persische Studien. Ich wollte dort sechs Wochen verbringen, um meine Persisch-Kenntnisse zu verbessern. Nach einiger Wartezeit konnte ich mich über eine Zusage freuen. Das notwendige Visum erhielt ich überraschend schnell und einfach: nach einem Besuch im Generalkonsulat der Islamischen Republik Iran in München hielt ich wenige Tage später meinen Pass mit Einreisevisum in Händen.

Schon einige Zeit bevor ich die Flüge buchte war ich sehr aufgeregt, da es meine erste Reise in den Nahen Osten war, in ein Land, dessen Sprache ich zwar zwei Semester lang gelernt hatte, von dem ich aber noch keine wirkliche Vorstellung hatte.

Der Flug über Nacht war unkompliziert und eben so angenehm, wie es ein Flug sein kann. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Teheran ging es am selben Tag direkt weiter nach Shiraz, wo ich überaus herzlich von der Familie einer Freundin aufgenommen wurde und dort die nächsten vier Tage verbringen durfte. Noch am selben Abend besuchten wir, Banafshe, eine junge Iranerin und ich, das Koran-Tor (Darvazeh-e Qoran). Von diesem – im Norden der Stadt auf dem Weg nach Esfahan gelegenen – ehemaligen Stadttor hat man einen gewaltigen Blick über die ganze Stadt. Den Namen erhielt das Tor, weil in der Kammer oberhalb des Torbogens Koranausgaben aufbewahrt wurden. Man sagte, dass die heiligen Schriften jedem der hindurch ging und die Stadt verließ, eine gesegnete Reise und eine sichere Heimkehr gewährten.

Am nächsten Tag besuchten wir die Mausoleen der Dichter Sa’di und Hafez. Die Bauten unterscheiden sich zwar in ihrer Gestaltung, jedoch ist jedes für sich wunderschön und interessant. Besonders beeindruckten mich die Kalligraphien der Gedichte mit denen die Gräber jeweils überzogen sind, sowie die Kuppel des Hafez- Mausoleums, die mit einem wunderschönen Muster aus Fliesen schmückt ist.

Längere Zeit verbrachte ich im Bazar, der im 18.Jhdt. von Karim Khan Zand gegründet wurde. Überwältigend empfand ich die absolute Ruhe in der Moschee und deren Innenhof, obwohl sie innerhalb des lebhaften und mit großem Stimmengewirr erfüllten Bazars liegt. Danach besuchten wir die Zitadelle (Arg-e Karim Khan) mit ihren großen Ziegelbrunnen und den vier massiven Ecktürmen.

Tags darauf sah ich mir den Bagh-e Narandjestan an, einen Garten mit Orangenbäumen, Rosensträuchern, Blumenbeeten und Wasserbecken, der sich zwischen hohen Mauern und zwei Gebäuden qadjarischen Ursprungs an Nord- und Südseite befindet. Die Architektur ist wundervoll, detailreich, mit Fliesenpanelen, Steinreliefs außen und Deckengemälden im Inneren geschmückt. Besonders interessant sind auch die Ziergiebel mit ihren mythologischen Fliesenbildern. Daraufhin besuchte ich das Pars-Museum, das in einem kleinen Park (Bagh-e Nazar) liegt. Das Gartenpalais, in dem das Museum mit Ausstellungsstücken aus frühgeschichtlicher, achämenidischer und seldshukischer Zeit untergebracht ist, wurde von Karim Khan Zand erbaut.
 Nachmittags spazierte ich zu dem im 12. Jhdt. erbauten und in safawidischer und qadscharischer Zeit renovierten Mausoleum von Shah Cherag, sowie zu dem im selben Komplex gelegene Mausoleum des Seyyed Mir Mohammad, seines Bruders. Außen sind die Gebäude üppig mit Fliesenmosaiken und Inschriften bedeckt, innen sind die Räume von reichen Spiegelmosaiken überzogen.

Tags darauf fuhr ich nach Persepolis und zu der nahegelegenen achämenidischen Nekropole Naqsh-e Roshtam. Dass ich mir einen ganzen Tag Zeit nahm, bewährte sich: Die 125.000 qm große Anlage, im Persischen Tacht-e Djamshid genannt – was so viel bedeutet wie der Thron des Djamshid, eines Königs aus der persischen Mythologie – ließ 520 v.Chr. Darius I. errichten. Seine Nachfolger, darunter Xerxes I., Artaxerxes I. und II., fügten in den nächsten 120 Jahren weitere Gebäude hinzu. Obwohl die Anlage von Alexander dem Großen 330 n.Chr. zerstört wurde, bewundert man die teilweise wiederaufgebauten Überreste, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Die sich etwa 18 m über den Erdboden erhebende Palastterasse wurde von Künstlern und Architekten, die aus allen Teilen des achämenidischen Reiches kamen, erbaut. Dort befanden sich sowohl Paläste, als auch Verwaltungsgebäude, Archivräume, Kasernen, Lagerräume, Wohnquartiere und Werkstätten. Es gab bereits eine Kanalisation und eine von einer Zisterne gespeiste Frischwasserversorgung. An den Mauern, die sich an der Flanke des dahinterliegenden Berges befinden, liegen zwei Grabstätten achämenidischer Könige. Die vielen Inschriften, die sich überall auf den Mauern der Anlage befinden, sind dreisprachig: Alt-Persisch, Babylonisch und Elamisch. Ebenso finden sich überall Reliefs mit der Abbildung von Soldaten sowie Tier-/ Mischwesen auf Reliefs, Mauern und Säulen, die sowohl Giebel trugen, wie auch Ein- und Durchgänge flankierten.

Ein paar Kilometer nordöstlich liegt Naqsh-e Roshtam. Vier Gräber archämenidischer Könige und acht Felsreliefs sassanidischer Herrscher befinden sich dort, wie auch ein steinerner Quader, der sogenannte Kaaba-y-e Zardosht. Es ist nicht bekannt, wozu dieses turmartige Gebäude gedient hat. Die Gräber sind älter als die in Persepolis, waren vielleicht sogar deren Vorbilder. Eines der Gräber ist wohl das von Darius I., die anderen drei können nicht eindeutig zugeordnet werden.

Abends verabschiedete ich mich von der Familie, von der ich so liebevoll aufgenommen wurde, und fuhr zusammen mit Banafshe mit dem Bus, der wesentlich komfortabler war, als ich erwartet hätte, über Nacht weiter nach Esfahan. Dort ließen wir früh morgens unser Gepäck im Hotel und machten uns sogleich auf, um die Stadt zu besichtigen; wir begannen mit dem Meidan-e Emam. Der 150 m breite und 500 m lange Platz gehörte zum safawidischen Palastareal, das Shah Abbas I. errichten lies. In den doppelstöckigen Arkaden befinden sich auf allen Seiten Läden. Unterbrochen werden die Arkaden im Süden vom Eingang der ehemaligen Königsmoschee, heute Masjed-e Emam genannt, im Westen von dem Palast Ali Qapu (was soviel wie „hohe Pforte“ bedeutet), im Norden vom Eingangstor zum Platz und im Osten von der Shaikh Lotfallah Moschee. Wir liefen einige Zeit um den Platz, um uns die Arkaden mit den Geschäften und die dort ausgestellten handwerklichen Kostbarkeiten anzusehen, und besuchten dann die Masjed-e Emam, deren Bau von Abbas I. begonnen wurde, jedoch erst ein Jahr nach seinem Tod, 1630 vollendet wurde. Obwohl sich die Moschee optisch in den Platz einordnet, ist sie exakt nach Mekka ausgerichtet, indem sie gegenüber dem Platz leicht abgewinkelt gebaut wurde. Der untere Bereich ist mit einem Marmorsockel verkleidet, die restlichen inneren und äußeren Fassaden, Kuppeln und Minarette sind gänzlich mit Fliesen und Inschriftenfriesen bedeckt. Teilweise bestehen diese Verkleidungen aus unglaublich kleinteiligen Mosaiken. Viele der Inschriften wurden von dem berühmten Ali Reza Abbasi gefertigt. Die zwiebelförmige Außenkuppel trohnt mit einem Durchmesser von 28m auf dem Gebäude.

Der Palast an der östlichen Seite des Platzes besteht aus einem zweistöckigen Vorbau und einem ebenso hohen Bau auf der Rückseite, sowie einem fünfstöckigen quadratischen Bau in deren Mitte. Zum Platz hin tragen 18 schmale Holzsäulen ein verziertes Holzdach, das eine Veranda überdeckt. Sämtliche Wände sind mit reichen Wandmalereien bedeckt, sogar in den Treppenhäusern des Palastes. Mitten über dem Saal, der sich im fünften Stockwerk befindet, erhebt sich ein Lichtturm, der sognannte Nurgir.

Auf der gegenüberliegenden Längsseite des Platzes steht die Shaik Lotfallah Moschee, deren berühmte Kuppel allgemein bekannt ist. Sie wurde wahrscheinlich von den Frauen der Familie Abbas I. als Privatmoschee benutzt, was auch die besondere Farbwahl im Inneren erklärt, wo zwar Blau dominiert, jedoch auch Elemente des, eigentlich den Frauen vorbehaltenen, rötlichem Ocker vorkommen. Ebenso lässt sich auch das Fehlen von Minaretten oder eines Hofes erklären. Die gesamte Fassade ist über dem Marmorsockel mit sehr feinen Mosaiken verziert. Der Gebetssaal ist aus der Achse des Platzes herausgerückt, weshalb sein Eingang erst durch einen abgeknickten Gang erreicht wird.

Das nächste Bauwerk, das wir besuchten, liegt im armenischen Viertel Djolfa. Mit dem Bau der armenisch- apostolischen Vank Kathedrale wurde zur Regierungszeit Shah Abbas I. begonnen, vollendet wurde sie unter Shah Abbas II. Die Architektur der Kathedrale mutet bis auf den Glockenturm und einen Glockenaufsatz auf dem Dach eher islamisch an. Der Altarraum wird von einer Kuppel überspannt und ist im Grundriss quadratisch. Die Fassade ist über den Spitzbögen mit Fliesenmosaiken verziert, ebenso wie Teile des Glockenturms und Dachaufsatzes. Im Inneren ist das Gotteshaus mit christlichen Wandgemälden aus dem frühen 18.Jhdt., aber auch iranisch-islamischen Motiven und safawidischen Fliesenpanelen überaus reich geschmückt. Die Fresken zeigen Alt- und Neutestamentarische Szenen und bedecken nahezu die ganzen Innenwände. Ein Fries in Augenhöhe zeigt den heiligen Georg und seine leidvolle Behandlung durch den König Armeniens. Anschließend besuchten wir das gegenüberliegende interessante armenische Museum.

Abends waren in unserem Programm die beiden bekannten Brücken an der Reihe, die im Sommer leider nur noch das trockene Flussbett überqueren. Die Sio-Se Pol (zu deutsch 33-Bogen Brücke) gilt als Meisterwerk der Safawidenepoche (1501-1722) und wurde von Shah Abbas I. in Auftrag gegeben. Sie ist eine von 11 Brücken, die über den Fluss Zayandeh Rud führen. Der zweistöckige Viadukt hat eine Länge von 290,4 m und eine Breite von 13,5 m. Zu beiden Seiten wird der Hauptweg von Arkaden gesäumt. Bevor wir die nächste Brücke besuchten, genehmigten wir uns ein Abendessen, nahe der Pol-e Chadschu. Diese Brücke wurde ebenfalls bereits zur Zeit der Safawiden, jedoch auf Befehl Shah Abbas II. erbaut und besteht aus 23 Backsteinbögen. Die Länge der zweistöckigen Brücke beträgt 128,7 m, die Breite 11,7 m. Als wir sie besuchten, war es zwar schon dunkel, doch war sie beleuchtet und wir erlebten eine wunderschöne Überraschung. Zwischen den Bögen im unteren Teil hatte sich eine Gruppe von Menschen versammelt und einige Männer wechselten sich ab, traditionelle persische Lieder zu singen. Die Atmosphäre war wundervoll. Zwar waren ein paar kleine Jungen damit beschäftigt, vor der Polizei zu warnen, doch sobald diese verschwunden war, wurden die nächsten Lieder angestimmt. Der Gesang war berührend und die Texte wunderbar poetisch.

Tags darauf liefen wir einfach durch die Stadt, entdeckten einen neu gebauten Bazar und einen großen verlassenen Platz mit einer abseits der Touristenpfade liegenden kleinen Moschee. Ihre Wände im Innenhof waren mit großen gemalten Portraits von Ruhollah Musawi Chomeini und Ajatollah Sejjed Ali Chameneʾi verziert. Solchen Wandmalereien, wie auch Portraits von Märtyrern, Blumenwiesen oder karikaturistisch anmutenden Szenen, sollten mir vor allem in Teheran später noch öfter begegnen.

Im Anschluss an den „Stadtrundgang“ besuchten wir den Barghe Bolobol („Nachtigallengarten“) und den sich dort befindlichen Hascht-Behescht-Palast. Er besteht aus zweistöckigen Iwanen, die sich zum Garten hin öffnen. In den abgeflachten Ecken, befinden sich dreieckige überwölbte Nischen, im Zentrum ein hoher, mit einer Kuppel überdeckter Saal, der ein Wasserbecken beherbergt. Fertiggestellt wurde das unglaublich reich verzierte Gebäude wohl 1669 unter Shah Soleiman.
Nachmittags machten wir uns auf zum Busbahnhof, wo wir die Reise nach Teheran antraten.

Am darauf folgenden Morgen war ich ziemlich aufgeregt, denn es sollte der Tag sein, an dem mein Sprachkurs begann und ich meine neue Unterkunft in einem Mädchenwohnheim beziehen würde. Nachdem ich mein Gepäck zunächst in der Eingangshalle des Sprachzentrums deponiert hatte, begann die Registrierung. Meine Daten wurden aufgenommen, mein Sprachniveau ermittelt, und mir wurde erklärt, wo sich mein Wohnheim befindet. Das nahm die erste Hälfte des Vormittags ein. Im Anschluss an die Pause kam ich dann auch in meine „Klasse“. Dort traf ich Teilnehmer aus vielen verschiedenen Ländern: China, Türkei, Frankreich, Libanon, Deutschland, Mongolei, …

Auch wenn unser Lehrer ein überaus gutes Englisch sprach, fand der Unterricht eigentlich immer in persischer Sprache statt. Anfangs war das sehr schwer für mich, und ich hatte Angst, nicht mitzukommen, da ich einen großen Teil des Vokabulars noch nicht kannte. Mit der Zeit jedoch wurde ich ruhiger und immer besser. Der Unterricht war sehr abwechslungsreich und bestand neben häufigen Sprachübungen aus Grammatik, schriftlichen Arbeiten und Leseverständnis. Generell hatten wir von Samstag bis Mittwoch jeden Vormittag Unterricht, Nachmittags stand es uns frei, zusätzliche Kurse zu belegen oder Teheran zu erkunden. Da es während der Zeit, in der ich in Teheran war, einige Feiertage gab, nutzte ich ein verlängertes Wochenende, um nach Yazd zu fahren, davon soll später noch genauer berichtet werden.

Am ersten Tag erlebte ich auch die erste Überraschung: Ein Mädchen, das wie ich, in München „Naher und Mittlerer Osten“ studiert, war im gleichen Wohnheim untergebracht. Dort gab es die Wahl zwischen Einzel-, Doppel-, Vier- und Fünfbettzimmern. Wir wählten ein gemeinsames Zimmer, das wir noch mit einer Französin und einer Amerikanerin teilten – was zwar nicht immer einfach war, doch kamen wir im Großen und Ganzen gut miteinander zurecht. Ich hatte das Glück, dass in unserem Wohnheim neben Ausländerinnen auch Iranerinnen lebten, was dazu führte, dass man sogleich iranische Freundinnen kennenlernte, gemeinsam die Küche nutzte und mein Perisch an Qualität gewann.

Teheran ist sowohl die Hauptstadt des Iran, wie auch der gleichnamigen Provinz und liegt zu den Füßen des Alborzgebirges, im Norden des Landes. Es leben circa 12 Millionen Einwohner in der Metropole und in der ganzen Metropolregion etwa 20 Millionen Menschen.
 Von den vielen Sehenswürdigkeiten und Museen, die Teheran bietet, besuchte ich gemeinsam mit einer Freundin zunächst den Golestanpalast in der unmittelbaren Nähe des Bazar-e Bozorg, Teherans größtem Bazar im Süden der Stadt. Dieser Palast ist als Teil der ehemaligen Zitadelle vor allem als Regierungssitz der Kadscharen-Dynastie bekannt. Die Anlage besteht aus mehreren Gebäuden, deren Äußeres reich mit Mosaiken, Fliesen mit Blumenmustern und Tier- oder Jagdszenen, Landschaften und Städteszenen bedeckt ist. Im Inneren sind viele Räume mit überaus prunkvollen und diffizilen Spiegelmosaiken an Decken und Wänden verziert oder mit Fenstern aus bunten Gläsern versehen. Jedes der Gebäude zeigt andere Ausstellungen. So gibt es ein kleines Haus mit volkskundlicher Thematik, in dem Materialien und Produkte aus vielen Handwerksbereichen gezeigt werden, Szenen aus traditionellem Umfeld oder die typische Kleidung verschiedener Regionen des Landes. Ein anderes Gebäude beherbergt die Palasträume der Kadscharen, wiederum ein anderer Teil des Komplexes präsentiert eine Sammlung verschiedener Gegenstände aus aller Welt, die dem Kaiserhaus gemacht wurden, von chinesischem Porzellan, über Stühlen aus England bis hin zu mechanischen Zeitmesserern aus Deutschland. Es gibt außerdem eine Portraitgallerie sowohl europäischer, als auch eine persischer Herrscher, eine Gemäldesammlung, Insignien der Kadscharen und eine Ausstellung von Photographien aus deren Zeit. Die Palastanlage einschließlich der Museen wurde 2013 zum UNESCO Welt Kulturerbe ernannt.

Ebenso sehenswert ist das Sadabad Palastmuseum im Norden der Metropole. Der Park, in dem sich die Paläste der Pahlavidynastie befinden ist außerordentlich groß, und es beanspruchte einen vollen Tag, alle Gebäude zu besuchen. Es gibt ein Militärmuseum, eines für Gemälde, eines für Kalligraphie, in dem ich mich besonders lange aufhielt, ein Museum, in dem Dokumente der Pahlavifamilie gezeigt werden, ein Gebäude, das der Mode gewidmet ist, eines, in dem die Küche rekonstruiert ist, die die Angehörigen der Dynastie mit Speisen versorgte, eines für Porzellan, eines, in dem man die Luxuskarossen der Pahlavidynastie bewundern kann sowie originalgetreu erhaltene Paläste des letzten Shahs und seiner Familie. Auch ein Museum für darstellende Kunst ist dem Areal angeschlossen.

Teheran, Januar 1977

Ein Museum für zeitgenössische Kunst, wie auch das Teppichmuseum liegen im Laleh Park. Erstes zeigt immer wieder wechselnde Ausstellungen verschiedener Künstler und beherbergt auch einige Bildhauerarbeiten von Professor Karl Schlamminger, einem Mitglied der Gesellschaft, der in den Jahren 1968-1979 an der Fakultät der Schönen Künste in Teheran gelehrt hatte. Seine Skulpturen sind im Garten des Museums zu sehen.
 Anders als das Museum für zeitgenössische Kunst, enttäuschte mich das Teppichmuseum, dessen Exponate überwiegend nicht sehr alt und offenbar zu einem großen Teil maschinell gefertigt sind; kunsthistorisch gesehen war das ein eher karger Besuch.

Einen Besuch wert ist allerdings das iranische Museum für Glas und Keramik. Nicht nur, weil dieses Museum in einem schönen kleinen Palast untergebracht ist, auch die Exponate sind definitiv einen Besuch wert. Es sind sowohl antike, als auch zeitgenössische Schalen, Vasen und Behälter zu sehen.

Zu guter Letzt besuchte ich noch die Central Bank of Iran, in der Edelsteine und Kronjuwelen einiger Herrscherdynastien untergebracht sind, darunter der berühmte rosafarbige Diamant Darya-ye Noor und der Pfauenthron. Alles in allem ist die Sammlung überwältigend, von allen Seiten funkelt und glitzert es, Man ist umgeben von Edelsteinen, Perlen, und künstlerisch gefertigten Kostbarkeiten.

Neben den genannten Museen gibt es in Teheran noch eine Reihe anderer, die ich mir für einen zukünftig hoffentlich möglichen Besuch aufsparen musste.

Oft verbrachte ich meine Nachmittage auch im Honarmandan Park. Dort befinden sich das Iranian Artists Forum mit monatlich wechselnden Ausstellungen, einige kleine Cafés und ein vegetarisches Restaurant. Ich war gerne dort, um meine Aufgaben für die Sprachschule zu erledigen und mich von der Hektik der Stadt zu erholen. Ein ähnlicher angenehmer Ort war auch das Cinema Museum im Norden der Stadt, gleich in der Nähe der Sprachschule.

Außer in zahlreichen Museen war ich auch Gast in einigen Galerien, die zeitgenössische, teilweise junge Künstler präsentieren. Das „Repertoire“ reicht von der Photographie und Malerei über Skulpturen bis hin zu Karikaturen und modernen Medien. Das war eine sehr interessante Möglichkeit, „hinter die Kulissen“ Teherans zu blicken und auch diese Seite der Stadt kennen zu lernen. Dabei fand ich mich eher ungewollt sogar auf einem Technokonzert wieder, was auch eine interessante Erfahrung war.

Was ich außerdem empfehlen kann, ist eine Wanderung oder eine Fahrt mit der Seilbahn zum Gipfel des Tochal, sozusagen dem Hausberg der Teheraner. Er ist fast 4000 Meter hoch und bietet einen atemberaubenden Blick über die Stadt und ganz nebenbei entflieht man der Dunstglocke der Autoabgase.

Gegen Ende meines Aufenthalts nutzte ich ein verlängertes Wochenende, um nach Yazd zu fahren. Die Stadt ist vollkommen anders als Shiraz, Esfahan und Teheran und gehört zu den ältesten Städten Irans. Zwischen zwei Wüsten, der Dascht-e Kavir und der Dascht-e Lut gelegen, war sie ursprünglich eine Oasenstadt. Sie besteht seit dem dritten Jahrtausend vor Christus und ist heute noch das Zentrum des Zoroastrismus. Berühmt wegen ihrer bedeutenden Architektur kann man immer noch einen Feuertempel und auf zwei Hügeln die stillgelegten „Türme des Schweigens“, auf dem früher die zoroastrischen Bestattungen ausgerichtet wurden, besuchen. Bekannt ist die Stadt auch für die Produktion von Seiden und Brokat-Stoffen. Im Stadtzentrum sind viele Häuser rund um den Bazar nach wie vor aus Lehmziegeln gebaut, was auch dieser Stadt den Rang eines Weltkulturerbes einbrachte. Sehr amüsant war es zu sehen, wie sich die Spuren der Seitenspiegel in den Lehmwänden der engen Gassen bemerkbar machten.

Sehenswert sind auch die Badgirs, zu Deutsch Windfänger, die teilweise heute noch für die Kühlung im inneren der Gebäude sorgen. Durch den Kamineffekt der mit mehreren Kanälen versehenen Türme wird das ganze Gebäude mit kühler Luft versorgt. Natürlich musste ich auch das Wahrzeichen der Stadt, den Amir Chakhmaq Komplex besuchen, in dem sich eine Moschee, eine Karawanserei, ein Badehaus und nicht zuletzt eine Süßwarengeschäft befinden. Die bekannte Facade der Moschee besteht aus symmetrisch angeordneten, dreistöckigen Alkoven in deren Zentrum zwei hohe Minarette aufragen; sie ist eine der größten Versammlungshallen im Iran.

Ebenfalls sehenswert ist der Dowlat Abad Garten, der zur Zeit der Zand-Dynastie angelegt wurde. Innerhalb des Gartens besucht man ein Gebäude, dessen Räume wegen der wunderschönen Glasfenster berühmt ist. Man findet dort auch den mit 33 m höchsten, und mit seinem oktogonalen Querschnitt besonders bemerkenswerten Windturm von Yazd.

Ich empfehle jedem Besucher von Yazd eine Exkursion mit Übernachtung in der Wüste; nie zuvor habe ich einen so schönen Sternenhimmel gesehen.

Die Letzte Woche meines Aufenthalts verbrachte ich in Teheran, wo ich den Ashura-Festivitäten beiwohnen konnte. Ashura ist ein Fest zu Ehren des Imam Husain, des dritten Imams in der shiitischen Imamiya. Er wurde am 10. Oktober 680 in der Schlacht von Kerbela von den Truppen Yazid I., einem damaszenischen Kalifen, getötet. Husain wird als Märtyrer verehrt, wobei die als Höhepunkt der Veranstaltungen geltenden Ashura-Zeremonien im Iran, anders als in Irak und Pakistan, unblutig ausfallen.
In der Stadt dominieren schwarze Fahnen, wie auch Schmuckbänder mit Inschriften an Gebäuden. Wie in Teheran werden im Iran in vielen Städten Essen, Tee und Süßigkeiten angeboten. Überall finden Prozessionen statt, womit der Schlacht in Kerbela und des Todes von Imam Husain gedacht wird. Dazu werden große Standarden umhergetragen, die Männer geißeln sich selbst oder schlagen sich kräftig mit der Hand auf die Brust, auch werden viele und exzessiv Tränen vergossen. Die Frauem beklagen ebenfalls den Tod des Imams, verletzten sich aber nicht, da der weibliche Körper als zu kostbar angesehen wird.

Obgleich sich die Gründe deutlich unterschieden, war auch ich sehr traurig, denn die Heimreise stand an. In den acht Wochen hatte ich viele überaus offene, herzliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt und unzählige schöne Momente erlebt. Das Land hat sehr viele verschiedene Facetten, die sich zwar teilweise widersprechen, doch ist überall die durch eine lange turbulente Geschichte geprägte Kunst und Kultur spürbar. Unsere Sicht des Irans ist nicht selten einseitig und durch negative Berichte geprägt, manchmal vielleicht auch durch einen verklärenden Blick beeinflusst. Es lohnt sich auf jeden Fall, selbst in das Land zu reisen um seine ungeheure Vielfalt kennen und schätzen zu lernen und dadurch seine Besonderheiten und Eigenart besser zu verstehen. Man sollte das Land vorurteilsfrei auf sich wirken lassen und sich seine eigene Meinung bilden.
Oft wurde ich gefragt, ob es nicht gefährlich oder unangenehm sei, allein als 22-jährige Frau in und durch das Land zu reisen. Ich kann nur sagen, dass ich mich nachts in Teheran sicherer als nachts in Paris und generell sicherer als in Lateinamerika gefühlt habe. Ich lernte einige Frauen kennen, die mit dem Rucksack und allein unterwegs waren. Niemandem ist etwas schlimmes passiert; die einzige Gefahr – wenn man das so nennen möchte – ist der ziemlich chaotische Straßenverkehr in den größeren Städten.

Nun möchte ich mich bedanken, bei allen, die mir bei der Reiseplanung halfen, mich vor Ort herzlich aufnahmen, und mich mit „Notfallnummern“ und vielen guten Vorschlägen ausstatteten. Ein weiterer Dank auch an die Gesellschaft der Freunde islamischer Kunst und Kultur, die mich finanziell unterstützte, und an Herrn Prof. Schlamminger, dessen Freunde ich in Teheran besuchen und kennenlernen durfte, wodurch ich so manche Galerie besuchen konnte, die ich alleine wohl kaum gefunden hätte.

Nachdem unsere freundliche und fleißige Assistentin im Herbst 2016 innerhalb von sechs Wochen ihre Kenntnisse der Persischen Sprache deutlich verbessert hatte, reifte ihr Plan, sich an der Universität Teheran für ein oder zwei Semester als Gaststudentin einzuschreiben. Mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit und nach Überwindung mancherlei Schwierigkeiten wurde ihr Plan Wirklichkeit; sie beginnt nun dort bald ihr zweites Semester, lernt Land und Leute in einer Wirklichkeit kennen, die dem Touristen im allgemeinen verschlossen bleibt. Dass sie sich wohl fühlt, weist die folgende kurze Skizze ihrer Erlebnisse aus. Im Herbst 2018 hat sie ihre Studien an der LMU im fünften Semester wieder aufgenommen.