Berlin — Kuwait. Arzt in zwei Welten

Artikel vom 13. Dezember 2016 zuletzt aktualisiert am 14. Dezember 2016

Der Urologe Paul Gerhard Fabricius ist seit vielen Jahren im Mittleren
und Nahen Osten ein hoch angesehener Spezialist und hat häufig dort gearbeitet – vor allem in Kuwait.

fabricius_000022In seinem Buch schildert er – nach ausführlicher Darstellung seines Werdegangs in der Heimat – seine Erfahrungen im Orient und beschreibt die großen kulturellen Unterschiede zu einer ärztlichen Tätigkeit in Deutschland. Das Buch ist vor allem für Mediziner hilfreich, welche in dieser Region arbeiten möchten, und bereitet sie bestens auf Brauchtum, Rituale und Unterschiede im Umgang mit Krankheit und Sterben vor. Fabricius gewährt aber auch Einblicke in die Usancen der Gesellschaft, in die Politik und Religion und schildert etliche spannende Begegnungen und Begebenheiten, manchmal beklemmender Natur, andere wieder im Rückblick humoristisch empfunden. Ein wenig auffallend erscheint, dass er zwar die Reichtümer der orientalischen Kultur erwähnt, jedoch dazu anscheinend kein besonders enges Verhältnisd entwickelt hat.
Obwohl das Buch vor allem Mediziner ansprechen dürfte, die sich für fremde Kulturen und die Rolle westlicher Ärzte in arabischen Ländern interessieren, bietet es auch dem Laien einen Einblick in Welten, die sonst eher verschlossen bleiben – nicht zuletzt, weil die Urologie eine besonders sensible Fachrichtung ist. Die vielen farbigen Abbildungen ergänzen die anschaulichen Schilderungen.

Der Autor wurde 1946 als Pfarrerssohn in einem kleinen Ort im Süden Dänemarks geboren. Die Familie musste im folgenden Jahr wie alle Deutschen das Land verlassen und lebte zunächst in der Nähe von Görlitz. Fabricius studierte unter einigen DDR-bedingten Schwierigkeiten von 1966 bis 1972 Medizin an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er an der Charité auch seine Praktika als Urologe absolvierte. Inzwischen verheiratet, gelang ihm 1984 mit seiner Familie die Ausreise nach Westdeutschland. Er siedelte sich in der Nähe von München an und arbeitete als Oberarzt am Klinikum Großhadern. Nach dem Zusammenbruch der DDR ging er, nachdem er sich an der LMU habilitiert hatte, zurück nach Berlin. Fabricius arbeitet dort in zwei Krankenhäusern und machte die Bekanntschaft eines jungen Arztes aus Kuwait, mit dem er später in dessen Heimatland eine Großpraxis einrichtete; dorthin reiste er mehrere Jahre lang, um als angesehener Facharzt neben seiner Tätigkeit in Deutschland zu praktizieren. (CC+)

Paul Gerhard Fabricius, Berlin – Kuwait. Arzt in zwei Welten, Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2016, 256 S., 50 farb. Abbildungen, gebunden mit SU,
ISBN 978-3-945256–53-4, 22,99 €