Dschalaluddin Rumi: Traumbild des Herzens

Artikel vom 12. September 2015 zuletzt aktualisiert am 18. September 2015

1992 erschien bei Manesse zum ersten Mal dieses Buch, das „eine exklusive Auswahl von hundert Vierzeilern aus Rumis „Diwan“, dem Meisterwerk dem Meisterwerk des persischen mystischen Dichtung“ bietet; jetzt erschien eine Neuausgabe in edler Geschenkausstattung.

Dschalaluddin Rumi: Traumbild des Herzens
Dschalaluddin Rumi: Traumbild des Herzens

Mal leidenschaftlich, mal zärtlich, überschwänglich oder düster, jedoch immer sinnlich und mitreißend umkreist Rumi das Thema der Liebe: Seine Gedichte handeln von Hingabe, Sehnsucht und Entbehrung, von der innigen Verbundenheit mit dem geliebten Menschen und mit Gott.Dschalaluddin Rumi ist berühmt als Verfasser bilderreicher, ekstatischer religiöser Gedichte, in denen er von seinem leidenschaftlichen Streben nach der Vereinigung mit Gott spricht. Seine Verse sind Ausdruck großer Lebensweisheit und Sinnlichkeit. Beflügelt von seiner außergewöhnlichen, rauschhaften Verbindung mit dem Derwisch Schams – und deren jähem Ende -, besingt Rumi die Freundschaft als Symbol der Beziehung zu Gott und die Liebe als Triebkraft des Universums. Seine große Kunst besteht darin, einen nahezu unerschöpflichen Gedankenreichtum in knappe, klare Worte zu fassen. Voller Fantasie sind seine Bilder, voller Musik ist seine Sprache.

Muhammad Dschalaluddin Rumi (1207 – 1273) ist neben Hafis der bedeutendste persische Dichter. Er verbrachte den Großteil seines Lebens in Anatolien, war Sufi-Prediger und begründete den Orden der Tanzenden Derwische. Seine erotisch-mystische Freundschaft zu dem Wanderderwisch Schams inspirierte ihn zu über dreitausend inbrünstigen Gedichten (Texte aus der Verlagsankündigung).

Unser Mitglied Johann Christoph Bürgel (*1931) ist Professor emeritus für Islamwissenschaft an der Universität Bern. Für seine Übersetzungen klassischer literarischer Werke aus dem Arabischen, Persischen und Urdu erhielt er den Rückert-Preis (1983) sowie den Übersetzerpreis der Stadt Bern (1993). Im Vorwort zu dieser Ausgabe beschreibt er, welche Anforderungen er an sich und seine Übersetzung stellt (gekürzt):

  1. Inhaltliche Nähe, also kein Antasten der Bildersprache, keine Verfremdung der Gedanken.
  2. Wiedergabe der formalen Struktur, also des Rhythmus und der Reimfolge.
  3. Die Verse sollten so klingen, als seien sie auf Deutsch verfasst.

Der Leser kann zumindest die Textnähe kontrollieren, denn die wörtliche Übertragung ist den einzelnen Vierzeilern beigefügt. „Das Beste wäre es freilich, der Leser würde durch diese Auswahl angeregt, selbst Persisch zu  lernen, um eines Tages den Urtext lesen zu können.“ Vielleicht wird aber der Leser auch angeregt, mehr über den Autor zu erfahren; dazu lese man seine biographischen Notizen „Auf den Spuren östlicher Weisheit“ in Band VI der Münchner Beiträge zur Geschichte der Islamischen Kunst und Kultur. EOTHEN (2015, SS. 27 ff.) 

Dschalaluddin Rumi. Traumbild des Herzens. Hundert Lebensweisheiten islamischer Mystik, Ausgewählt, aus dem Persischen übertragen, eingeleitet und erläutert von Johann Christoph Bürgel, 144 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Manesse Verlag  Zürich/München 2015, ISBN 978-3-7175-4090-8,  19,95 €, als e-Book 15,99 €