Elisabeth Steiner, Ettlingen:
Von 1966 bis Ende 2000 habe ich bei den Ausgrabungen in Pergamon als Fotografin gearbeitet, habe aber auch später als Rentnerin die Türkei immer wieder besucht.
In den ersten Jahren meines Aufenthalts dort gab es in Bergama noch keinen einzigen Teppichladen, aber in den späten 70ern, vor allem aber in den 80er Jahren öffnete eine Geschäft nach dem anderen. Und da uns, mich und auch andere Kollegen, diese Textilien, die dort angeboten wurden, sehr interessierten, verbrachten wir so manche Stunde nach Feierabend in den Teppich-Läden, und ich fotografierte viele der schönen Textilien, die uns die Händler zeigten. Oftmals wussten sie nicht, wo diese „Teppiche“ (Knüpfteppiche, Kelims, Transportsäcke, Satteltaschen etc.) herkamen, wer sie hergestellt hatte.
Onkel Ali, der dienstälteste Grabungsarbeiter (er war schon 1926 bei den Ausgrabungen nach dem ersten Weltkrieg mit dabei und war jetzt, im hohen Alter als Scherbenwäscher tätig). Durch ihn hatte ich bereits eine Familie im Kozak-Gebiet (Tante Emine) kennen gelernt. E war auch sehr gerne bereit, mit mir weitere Dörfer in der Umgebung aufzusuchen, um in den Moscheen den Kontakt zu den Geistlichen (Imams) herzustellen, die Teppiche zu fotografieren und somit die Herkunft der jeweiligen Muster klären zu können. Er begleitete auch Doris Pinkwart und mich auf unserer großen 4-wöchigen Nordwest-Anatolien-Teppich-Fahrt vor der Publikation des 1. Bandes = Bergama Cuvalları (Transport-Säcke).
Diese Transport-Säcke, die immer paarweise hergestellt wurden, waren in der Wanderzeit, bevor die einzelnen Stämme sesshaft wurden, das wichtigste textile Element. Sie waren „textile Truhen“, die bei der Wanderung auf dem Rücken der Kamele transportiert und dann im Zelt an der Rückwand aufgestellt wurden.
Auch die Taschen (Heybe ve Torba) konnten mit Hilfe der technischen Unterstützung von Eberhard Ammermann publiziert werden, ebenso die Flachgewebe (Bergama Kilimleri).
Da ich auf die weitere technische Unterstützung von Eberhard Ammermann verzichten musste, er verstarb ganz überraschend bei einem kurzen Krankenhaus-Aufenthalt, habe ich schweren Herzens auf die Publikation der Knüpf-Teppiche verzichtet und die Dias dem Islamischen Museum in Berlin überlassen. Ich weiß, dass sie dort in guten Händen sind und bin optimistisch, dass die Publikation eines Tages doch noch erfolgen wird.
Ich habe im Laufe der Jahre die Türkei ausführlich bereist, vor allen in den Gegenden, wo man noch Yürüken (Nomaden) treffen konnte, u.a. im Afyon- und Milas-Gebiet, im Konya-Raum und am Schwarzen Meer. Ich wurde dabei auch öfters zu Hochzeiten eingeladen und ich denke immer noch sehr, sehr gerne an diese Erlebnisse zurück. (E. Steiner)
